Die Bolyai-Bibliothek ist die jahrhundertealte Sammlung des damaligen Reformierten Kollegs aus Neumarkt am Mieresch. Die städtische protestantische Kleinschule, die Schola Particula, wurde 1557 gegründet. Die älteste Aufzeichnung über ihre Bücher stammt aus dem Jahr 1653; es muss aber schon früher eine Sammlung zum Zwecke des Schulunterrichtes vorhanden gewesen sein. Die Schulbibliothek wurde vor allem aus Schenkungen erweitert. Das Jahr 1718 brachte einen wichtigen Wandel im Leben der Bibliothek: damals vereinigte sich die Schule mit dem von Sárospatak vertriebenen Reformierten Kolleg, welches schon seit vier Jahrzehnten in Weissenburg (Gyulafehérvár) bestand. Anlässlich der Vereinigung erhob das Parlament die Neumarkter Schule auf den Rang eines Kollegs. Die Bücher der Schule aus Sárospatak wurden in den Bestand der Neumarkter Bibliothek integriert.
Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Einkauf immer systematischer. Die Bibliothekare nahmen an den Buchmessen im In- und Ausland teil. Natürlich kauften sie vor allem die für Unterricht und Erziehung notwendigen Bücher, welche laut Curriculum grösstenteils auf Lateinisch waren. Eine große Rolle spielten die Donationen. Denn die im Ausland studierenden Pilgerschüler waren gemäß einer Verordnung dazu verpflichtet, nach ihrer Heimkehr für ihre ehemalige Schule ein Buch im Wert eines Goldstückes mitzubringen. Damit kann das Vorhandensein vieler deutscher und niederländischer Bücher erklärt werden. Ein Teil der Lehrer des Kollegs und andere Intellektuelle aus Neumarkt haben ihre Privatsammlungen der Schule hinterlassen. Darunter sind der Mathematiker Farkas Bolyai, der Rechtsprofessor Elek Dósa und der Arzt István Mátyus zu erwähnen. Die Zusammensetzung des Bestandes spiegelt die Tatsache, daß bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an dieser Hochschule viele Lehrer, Pfarrer und Juristen ausgebildet wurden. Als schliesslich die im Jahr 1872 eröffnete Universität Klausenburg diese Fakultäten übernommen hatte, stieg in der Bibliothek stattdessen die Anzahl der literarischen, geschichtlichen und naturwissenschaftlichen Bücher an, wie auch die Anzahl der Handbücher der sich vermehrenden Bestände.
Im Laufe der Jahrhunderte kam eine besonders mannigfaltige Sammlung zustande. Einen riesigen Wert repräsentieren die Inkunabeln, die Unikate, Raritäten und Hungarika. Bedeutend ist die Sammlung der alten Kalender, Dissertationen, Schulzeugnisse, Flugblätter, alter siebenbürgischer Todesanzeigen und Trauerreden, der Neumarkter Publikationen und Periodika.